Diese Methode dient nicht der Erhöhung der Lesegeschwindigkeit („Quer Lesen“). Sie ist vielmehr eine von Francis P. Robinson entwickelte Lesestrategie, die zum aktiven und damit effektiven und nachhaltig verstehenden Lesen führt.
Was bedeutet SQ3R?
1. Schritt: Survey = Überblick verschaffen
2. Schritt: Question = sich selber zum Thema befragen
3. Schritt: Read (das erste „R“) = langsames Lesen des Textes
4. Schritt: Recite (das zweite „R“) = Wiedergeben des Inhalts und schriftliches Zusammenfassen
5. Schritt: Review (das dritte „R“) = gedankliches Nacherzählen des Erlernten
1. Schritt: Verschaffe Dir anhand des Inhaltsverzeichnisses einen Überblick!
Es mag verwunderlich erscheinen, zunächst aufmerksam das Inhaltsverzeichnis eines Skriptes oder Buches zu lesen. Durch dieses Lesen verschaffst Du Dir jedoch eine erste gedankliche Struktur. Auch weißt Du auf diese Art und Weise schon, was inhaltlich auf Dich zukommen wird. Im „best case“ gibt es vielleicht bezüglich einzelner Themen schon eine kleine Vorfreude, da Du die Themen schon aus der Vorlesung kennst und Dein Gehirn bereits damit beginnt, sie einzuordnen.
2. Schritt: Befrage Dich selber zu dem jeweiligen Kapitel, welches Du erarbeiten möchtest!
Du gehst an dieser Stelle bereits in den aktiven Lernmodus. Frage Dich z.B., was Du Dir unter einem gewissen Thema vorstellst, was Du dazu schon gelesen oder gehört hast, versuche Strukturen zu erkennen und stelle Querverweise her. Beginnt also eine Gliederung in einem Sachenrechtsskript mit
„I. Erwerb des Eigentums an beweglichen Sachen durch Rechtsgeschäft“
dann könnten sich folgende Fragen auftun: Was genau ist noch einmal ein Rechtsgeschäft? Wie findet der Erwerb an unbeweglichen Sachen statt? Was sind bewegliche Sachen? Gibt es das nicht auch im Strafrecht und wenn ja, wo? Gibt es auch einen Erwerb des Eigentums durch Gesetz? Was weiß ich darüber? Kann ich dazu schon im BGB etwas finden? (mit großer Wahrscheinlichkeit: ja!)
Frage Dich ferner, was Du von dem Kapitel inhaltlich erwartest. Welche Fragen willst Du klären und welche Antworten benötigst Du? Diese Phase konditioniert Dein Gehirn auf die jeweiligen Themen und es geht heraus aus dem passiv aufnehmenden und hinein in den aktiven Modus.
Gerne kannst Du diese Fragen auch schriftlich stellen und nach dem Lesen des Kapitels schauen, ob Sie beantwortet wurden. Wenn nicht, lies weiter und werde zum „juristischen Trüffelschwein“!
3. Schritt: Lies den Text langsam und aufmerksam durch!
Lies den Text nun Absatz für Absatz durch. Lies die in Bezug genommenen Normen durch, idealerweise bevor Du den Text weiterliest (man staunt immer wieder, was doch so alles im Gesetzt steht!). Gute Bücher oder Skripte enthalten Beispiele, anhand derer das Ausgeführte verdeutlicht wird. Lies die Beispiele und frage Dich selber nach der Lösung, bevor Du weiterliest. Sofern es Schaubilder gibt, versuche die Schaubilder zunächst aus sich heraus zu verstehen. Verwende farbige Stifte um Wesentliches zu markieren aber widerstehe der Versuchung, den gesamten Text farbig „auszumalen“ – das ist kontraproduktiv! Vermerke die wesentlichen Schlagworte am Rand des Textes.
Erarbeite Dir eine Technik, die Du dann bei allen Texten gleich anwendest und vor allem: bleib auch hier im aktiven Lernmodus!
4. Schritt: Gib das Gelesene wieder, indem Du es schriftlich zusammenfasst!
Fasse die wesentlichen Inhalte und Kernaussagen zusammen. Dies kannst Du in Gestalt eines von Dir konzipierten Skriptes tun oder aber in Gestalt von Karteikarten. Karteikarten haben den Vorteil, dass Du sie später besser zum Wiederholen nutzen kannst. Stelle auf der Vorderseite einer Karteikarte eine Frage, z.B. „Was versteht man unter Wegnahme bei § 242 StGB“ und vermerke die Antwort dann auf der Rückseite. So kannst Du Dich später selber abfragen. Notiere vielleicht die Stellen des Skriptes oder Buches, wo Du weitere Ausführungen dazu finden kannst, damit Du später einfacher dort nachlesen kannst, wenn sich beim Wiederholen neue Fragen stellen.
Sofern es sich nicht um feststehende Definitionen oder Prüfungsschemata handelt, versuche bei den Formulierungen eigene Worte zu finden. Diese bleiben besser im Gedächtnis.
Alternativ zu Texten kannst Du auch versuchen, systematische Schaubilder zu entwerfen und auf die Karteikarten zu bringen. Dieser kreative Akt führt zum besseren Verständnis der Zusammenhänge und macht tatsächlich Spaß.
5. Schritt: Erzähle Dir das Erarbeitet gedanklich nach!
Ja, damit ist tatsächlich das Selbstgespräch gemeint! Erzähle dir nun zum Schluss noch einmal eine Zusammenfassung des soeben erarbeiteten. Solltest Du alleine zu Hause lernen, tue es laut. Solltest Du an der Uni lernen, wird es gedanklich erfolgen müssen, möchtest Du nicht deinen Mitlernenden auf den Wecker gehen. Alternativ könntest Du aber auch einen kleinen Spaziergang machen – alle 1,5 Stunden sollte sowieso eine Pause eingelegt werden. Vielleicht begleitet Dich jemand aus Deiner AG, dann kannst Du ihm oder ihr direkt berichten, was Du gelernt hast. Merkst Du dabei, dass Du es nicht richtig erklären kannst, dann weißt Du, das noch nicht alles verstanden wurde.
Versuche es einmal auf diese Art und Weise. Du wirst feststellen, dass es zwar länger dauert dafür aber wesentlich nachhaltiger und erfolgreicher ist.
Ich wünsche Dir viel Erfolg!
Sabine Tofahrn